Hebamme suchen - ab wann beginnen und wie findet man die richtige Hebamme?
„Hast du schon eine Hebamme?“, war die zweite Frage bei allen Unterhaltungen direkt nach „Wie weit bist du schon?“. Für mich war die Suche nach einer Hebamme die größte Herausforderung, denn es ist gar nicht so einfach, eine Hebamme zu finden, die verfügbar ist und zu einem passt. Ab wann solltest du mit der Hebammensuche beginnen? Die Antwort ist ganz klar, so früh wie möglich! Die Empfehlung aller meiner Freundinnen war, sobald du von der Schwangerschaft erfährst, besser noch direkt nach dem positiven Schwangerschaftstest, fang an, eine Hebamme zu suchen.
Wie finde ich die passende Hebamme?
Zunächst gilt es zu unterscheiden, dass es verschiedene Hebammenarten mit verschiedenen Funktionen gibt. Im Krankenhaus gibt es Hebammen, die zum Krankenhauspersonal gehören und dort in Schichten arbeiten. Sie begleitet dich bei deiner Geburt im Kreißsaal, wenn du dich für eine Geburt in der Klinik entscheiden solltest oder es wegen Schwangerschaftsbeschwerden, wie Schwangerschaftsdiabetes, erforderlich ist. Das ist die sogenannte „Beleghebamme“. Darüber hinaus gibt es Hebammen, die selbstständig sind und als freie Hebammen arbeiten, entweder alleine oder in einem Geburtshaus. Leider gibt es durch den Hebammenmangel nicht genug freie Hebammen, was das eigentliche Problem ausmacht, die richtige Hebamme zu finden. Hebammen bieten verschiedene Leistungen an. Du kannst einen Teil der Vorsorgeuntersuchungen, die du sonst vom Gynäkologen durchführen lässt, auch von der Hebamme erledigen lassen. Das wäre eine Hebamme für die Vorsorge. Es gibt Hebammen, die dich während der gesamten Schwangerschaft und Geburt und dann darüber hinaus begleiten. Viele Frauen wählen eine Hebamme für die Nachsorge im Wochenbett und während der Stillzeit. Sie begleitet dich 12 Wochen nach der Geburt. Die ersten Wochen kommt die Hebamme regelmäßig, danach in größeren Abständen. Die Hebamme kümmert sich um dein Wohlbefinden und das deines Babys. Sie kontrolliert die Rückbildung der Gebärmutter und den Wochenfluss, erklärt, wie du dein Baby badest, wie man es wickelt, berät bezüglich Tragetüchern oder einer Trage und gibt dir Empfehlungen zum Babyschlaf. Diese Leistungen der Hebamme übernimmt die Krankenkasse. Nachdem du einen Behandlungsvertrag mit deiner Hebamme geschlossen hast, kann sie die erbrachten Leistungen mit der Krankenkasse abrechnen. Es gibt auch Hebammen, die eine Hausgeburt oder eine Geburt im Geburtshaus begleiten, wenn du nicht in die Klinik willst, und darüber hinaus gibt es auch Hebammen, die nur Kurse geben, wie Geburtsvorbereitungskurse oder Rückbildungskurse.
Was viele nicht kennen, sind Familienhebammen. Familienhebammen sind speziell ausgebildete Hebammen, die Mütter bei besonderen Herausforderungen unterstützen z. B. wenn du alleinerziehend bist oder finanzielle, psychische Sorgen hast oder den Alltag nicht bewältigen kannst, bei einem Schreibaby etc. Die Dienste der Familienhebammen sind kostenlos und du kannst durch sie in der Regel bis zum ersten Lebensjahr deines Babys betreut werden.
Sobald du eine für dich passende Hebamme gefunden hast, trägt diese ihre Kontaktdaten in deinem Mutterpass ein.
Wie sollte man bei der Suche nach einer Hebamme vorgehen?
Wie oben erwähnt, sind Hebammen sehr gefragt, aber durch den Hebammenmangel schwer zu kriegen. Fange mit deiner Suche so früh wie möglich an, schon in den ersten SSW. Du solltest während der Schwangerschaft beginnen, dich mit deinen Freundinnen auszutauschen, die bereits eine Hebamme hatten und dir eine Empfehlung geben können. Ich bin so vorgegangen, dass ich erst die Hebammen kontaktiert habe, die man mir empfohlen hat. Mache dich aber darauf gefasst, dass diese telefonisch schwer zu erreichen sind und sich gar nicht zurückmelden oder dass du eine Absage nach der anderen bekommst. Die Hebammen, die mir empfohlen wurden, haben mir alle abgesagt, wegen eigener Schwangerschaft, Auszeiten, Urlaub oder weil sie schon zu viele Schwangere betreuen. Es gibt dann natürlich die Möglichkeit zu schauen, ob es Hebammenpraxen oder Geburtshäuser in der Nähe gibt. Oft ist dort das Team aus freien Hebammen und ihren Angeboten samt Telefonnummern gelistet. Darüber hinaus gibt es Hebammenlisten auf den Seiten der Krankenkassen. Hier kann ganz einfach mit der Postleitzahl nach einer Hebamme in der Nähe gefiltert werden. Einige Gesundheitsämter haben übrigens auch Listen mit Hebammen in der Region. Da lohnt es sich, durchzuklingen. Bei mir war es tatsächlich so, dass die empfohlenen Hebammen alle nicht verfügbar waren, obwohl ich mich direkt Anfang November auf die Suche nach einer Hebamme gemacht habe. Zudem kam das Problem der Urlaubszeit und der Sommerferien, da ich ein Sommerbaby erwartete. Viele Hebammen sind während der Ferien mit ihren eigenen Familien verreist. Ich habe meine Hebamme tatsächlich über die Hebammensuche der Krankenkasse gefunden. Ich habe zwei oder drei kontaktiert und mich mit ihnen unterhalten und bei einer hat es sehr gut gepasst. Wir haben uns super verstanden und sie betreut mich nun im Wochenbett. Mein Anruf im Gesundheitsamt hat nicht sehr viel gebracht. Dort erhielt ich nur die Rückmeldung, dass man das nicht auch noch leisten könne, das heißt aber nicht, dass dein Gesundheitsamt diese Listen nicht pflegt.
Welche ist denn nun die Richtige für mich?
Trotz des Hebammenmangels sollte man nicht Hals über Kopf einer Hebamme zusagen. Die Beziehung zwischen Schwangeren und Hebamme ist etwas sehr Intimes und bedarf eines Vertrauensverhältnisses, damit man sich als Schwangere traut, auch unangenehme oder schwierige Themen anzusprechen. Dafür muss man seiner Hebamme vertrauen können. Es ist kein reines Arzt-Patienten-Verhältnis, das man zum Beispiel als werdende Mutter zu seinem Frauenarzt pflegt. Vielmehr tauscht man sich auf beiden Seiten über private Dinge aus. Auch die Hebamme erzählt von ihren Kindern und ihrem Familienleben, wenn sie welche hat. Nicht nur die Frage „Finde ich eine Hebamme?“, sondern auch die Überlegung, wie die Hebamme sein sollte und welche Erwartungen man an sie hat, sollten gut durchdacht sein. Vielleicht kannst du dir im Vorfeld eine Liste mit deinen Wünschen, Erwartungen und No-Gos aufschreiben.
Für mich war es wichtig, dass die Hebamme Familie hat, nicht zu jung und nicht zu alt ist. Damit habe ich Glück gehabt, denn meine Hebamme ist nur wenige Jahre älter als ich. Sie sollte sympathisch und verständnisvoll sein und keine mit Haaren auf den Zähnen, so vom alten Schlag. Es sollte eine sein, die meine Ängste und Sorgen ernst nimmt und nicht über meine Unbeholfenheit oder Unwissenheit als Erstlingsmama lacht.
Außerdem solltest du dir überlegen, welche Leistungen du in Anspruch nehmen möchtest, ob du eine Betreuung mit Vorsorgeuntersuchungen vor der Geburt wünschst oder ob sie dich nur im Wochenbett unterstützen soll. Du kannst dich auch erkundigen, ob deine favorisierten Hebammen einen Geburtsvorbereitungskurs, Rückbildungskurs, geburtsvorbereitende Akupunktur oder Stillberatung anbieten. Dann kannst du sie auch gleich für diese Leistungen in Anspruch nehmen und es ist auch schön, wenn man einen Kurs bei jemandem macht, den man bereits kennt.
Mögliche Fragen an deine Hebamme:
Wenn du eine Hebamme suchst, die zu dir passt, ist es wichtig, die richtigen Fragen zu stellen, um sicherzustellen, dass ihre Einstellung, Erfahrung und Arbeitsweise mit deinen Erwartungen und Bedürfnissen übereinstimmen. Ich habe eine Auswahl an möglichen Fragen an deine Hebamme zusammengestellt:
Seit wann bist du als Hebamme tätig?
Wie viele Geburten hast du betreut?
Hast du besondere Zusatzqualifikationen, Weiterbildungen oder Zertifikate?
Betreust du während der Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett?
Bietest du Schwangerschaftskurse oder Babykurse an?
Wie ist deine Einstellung bezüglich Geburt und Schwangerschaft?
Kannst du mir deine Grundsätze und Überzeugungen in Bezug auf die Betreuung während der Schwangerschaft und die Unterstützung während der Geburt erläutern?
Wie stehst du zum natürlichen Geburtsprozess und medizinischer Interventionen?
Wie stehst du zu Hausgeburten, Geburtshäusern und Geburten in Geburtskliniken oder Krankenhaus? Hast du schon Erfahrung in der Begleitung einer Hausgeburt oder Geburt im Geburtshaus machen können?
Wie oft machst du Vorsorgeuntersuchungen und was untersuchst du genau?
Wie bist du im Notfall erreichbar?
Wie lange und wie häufig gibt es Besuche während der Wochenbettbetreuung?
Was ist der grobe Ablauf bei den Besuchen im Wochenbett, was wird gemacht?
Unterstützt du beim Stillen?
Kennst du dich mit Tragen/Tüchern aus?
Fragen bei der Betreuung einer Geburt:
Wie sieht die Betreuung während der Wehen und Geburt aus?
Welche Schmerzmittel und Methoden zur Schmerzbewältigung empfiehlst du?
Wie gehst du mit der Situation um, die einen medizinischen Eingriff erforderlich macht? Was ist dein Notfallplan?
Hattest du eine Hebamme und wenn ja, wie war die Suche und wie hast du sie gefunden?