Über diesen Kleinstadt Blog

Die Idee für diesen Blog war ein plötzlicher Einfall, der aus dem Tohu wa-bohu im Alltag über mich hereinbrach, ausgelöst durch das Ereignis, dass Björn und ich über ein Haus in einer beschaubaren mittelgroßen Stadt gestolpert sind. Wir haben nicht danach gesucht, das Haus hat uns zu sich eingeladen. Als wir dann nach der Besichtigung im Garten standen und uns gleichzeitig angegrinst haben, noch high von den ersten Eindrücken und uns dann immer noch grinsend gefragt haben, welches Gefühl der Durchgang bei uns hinterlassen hat, war die Entscheidung schon gefallen, bevor es einer von uns laut ausgesprochen hat. Die Entscheidung war gefallen und der Kauf war einige Wochen danach besiegelt.

Ein neuer Lebensabschnitt stand uns nun bevor und das Kaufereignis veränderte unseren Alltag. Nicht nur begleiteten uns täglich Gedanken und Pläne zum Hausumbau und zur Einrichtung, auch Fragen zur Familienplanung standen nun konkret im Raum. Wollen wir flexibel planen und aus den geplanten zwei Arbeitszimmern später Kinderzimmer für zwei Kinder einrichten. Wird das Dachgeschoss zunächst als Hobby- und Auszeitraum genutzt und wollen wir ihn so gleich so anlegen, dass man auch aus diesem Raum zwei weitere Kinderzimmer schaffen kann. Dass wir Kinder wollen, stand für uns nie zur Diskussion, aber wie viele eigentlich? Zwei oder vier oder eins? Kann man Familienplanung so genau angehen? Schließlich weiß man nicht wie das Leben sich entwickelt und was Gott mit uns vor hat. Ich denke, ihr wisst worauf ich hinaus will. Der Hauskauf brachte mich zum Nachdenken. Wie wird unser Leben in Zukunft aussehen? Werden wir glücklich sein? Die größte aller Fragen aber war, wie wollen wir in Zukunft eigentlich leben?

Der Blog soll der Versuch sein, dieses sich ändernde Leben zu dokumentieren und zu reflektieren und es wäre gelogen zu schreiben, dass ich schon immer gerne geschrieben habe, denn es stimmt einfach nicht. Ich habe gerne in der Schule Texte, Gedichte oder Bilder interpretiert. Das konnte ich sogar ziemlich gut. Ich habe gerne meine Gedanken schweifen lassen und gesponnen. Ich habe mich in die Autoren und Künstler hineinversetzt und aufgeschrieben, was sie in dem Augenblick berührt haben könnte. Aber ich habe nie Geschichten geschrieben, ich habe nie Romane verfasst und ich hatte nie das Gefühl, dass es sich lohnte etwas von mir aufzuschreiben, geschweige denn anderen mitzuteilen. Nur in meinem Kopf war ich kreativ und frei.

Vierunddreißig Jahre später habe ich genug Erfahrungen und Mut gesammelt und möchte über mich und mein Leben schreiben. Nicht weil ich annehme, dass es jemanden interessiert, sondern weil es mich interessiert, weil ich über mein Leben für mich schreiben möchte. Ich habe entdeckt, dass das Schreiben für mich, wie das Malen für mich in meiner Jugend war. Das Nachdenken regt mich zum Schreiben an und das Schreiben regt mich zum Nachdenken über das Denken an. Der Prozess des handschriftlichen oder des mechanischen Schreibens hat für mich einen meditativen und erdenden Charakter. Es klingt wie ein Paradoxon, aber während ich über mich und über mein Leben reflektiere, verliere ich mich im Schreiben und vergesse das, was mich beschäftigt.

Immer wieder bin ich auch erstaunt darüber, dass man einen Text verfasst und vergisst. Wenn man ihn einige Jahre später wiederentdeckt, fragt man sich, was man da bloß fabriziert hat oder ist überrascht über seine tiefgründigen Gedanken und kann sich kaum vorstellen, dass der Mensch, der man jetzt ist, diesen Text, als der Mensch, der man war, verfasst hat. Man denkt, dass man immer der gleiche ist und sich nicht verändert. Dass man sich sehr wohl verändert, stellt man erst anhand solcher Texte oder anhand seines Kleidungsstils fest. Diese allmähliche Veränderung möchte ich in meinem Blog sichtbar machen. Die Veränderung vom Dorfmädchen zur internationalen Metropolitin und zurück zum einfachen Leben in der Kleinstadt. Ich möchte hier Dinge niederschreiben, die mich beschäftigen, die Fragen nach dem jetzt und dann. Wie möchte ich leben und wie werde ich leben? Werde ich glücklich sein? Werde ich meiner Berufung folgen? Werde ich Zeit für Kreatives finden? Werde ich Freunde finden? Werde ich Mutter sein? Und wer bin ich in der Welt?