Ist ein kleines Reihenhaus zu modernisieren mit weniger Arbeit gleichzusetzen?
Nach der „Abbruchphase“ folgte die richtige Sanierungsphase. Der Plan in unseren Köpfen sah vor, dass wir nur das Nötigste erneuern und sanieren. Daher waren wir überzeugt, dass die Sanierung dadurch bestimmt nur drei bis vier Monate dauern würde und was kann es schon kosten, ein kleines Reihenmittelhaus zu sanieren. Im Nachgang hat sich natürlich bestätigt, dass wir bei der Planung wohl etwas blauäugig waren.
[…] nie wieder eine Wand ohne Steckdose.
Laut unserem anfänglichen Plan wollten wir die marode Holzfassade und die Heizungsanlage sanieren bzw. austauschen. Die Holzverkleidung an den Innenwänden musste dringend raus und wir wollten die Wand zwischen Küche und Wohnzimmer einreißen. Das war ein guter Plan.
Da weiß man gar nicht, welche Arbeiten warten können. Dann machen wir doch einfach gleich alles neu. ,ergänze ich scherzhaft.
Nach den einzelnen Gesprächen mit den Fachmännern und -frauen mussten wir den guten Plan um einige weitere Arbeiten ergänzen. „Einige weitere“ ist hier maßlos untertrieben. Die Elektrik musste vollständig erneuert werden, da sie zwar 2002 teil- „modernisiert“ wurde. Der Elektriker sagte uns ehrlich, dass das nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht und falls etwas sein sollte, kein Elektriker daran arbeiten darf, aus Arbeitssicherheitsgründen. Und zum anderen hatten wir einige Ansprüche an die Steckdosen- und Netzwerkausstattung in unserem Haus. Einige hohe Ansprüche. Wo es zuvor nur Satellitenfernsehen und Telefonanschluss gab, sollten jetzt in jedem Raum, teils auch mehrere Leitungen Ethernet gelegt werden und das auf CAT7-Standard. Ich weiß nicht, wie viele Meter Kabel schließlich verlegt wurden, aber am Ende sind es ganze 26 Netzwerkkabel geworden und das Patchfeld im Serverschrank musste eigens für uns erweitert werden. Auch haben wir mit 30 Steckdosen auf 140 qm alles andere als eine Standard-Elektroinstallation. Nachdem wir jahrelang in einer Wohnung gewohnt haben, in der das Schlafzimmer nur an einer einzigen Wand von vieren zwei Steckdosen hatte, will ich nie wieder eine Wand ohne Steckdose. Da mögen sich die Meinungen spalten und einige kritische Stimmen sagen, dass Steckdosen die Wand verschandeln, Kabelkanäle tun dies aber auch!
Wer die Fassade erneuert, sollte auch zügig die Fenster austauschen, sagten die Handwerker und auch ein Energieberater wies uns darauf hin. Diese Arbeiten konnten somit nicht nach hinten verschoben werden. Und wenn wir die zwanzig Jahre alte Ölheizung tauschen, dann müssen wir auch die sechzig Jahre alten Heizkörper tauschen. „Klingt logisch!“ ,sage ich lachend, „Da weiß man gar nicht, welche Arbeiten warten können. Dann machen wir doch einfach gleich alles neu.“ ,ergänze ich scherzhaft. Allerdings werde ich bald merken, dass wir durchaus alles komplett erneuern werden.
Björn und ich sind uns dann ziemlich einig, dass alles, was neu muss, auch neu gemacht wird […].
Bei der ersten Besichtigung mit den Heizungs- und Sanitärinstallateuren schienen die Wasserleitungen in Ordnung zu sein, beim zweiten und genauen Blick darauf, war aber klar, dass auch die Wasser- und Abwasserleitungen und auch die Heizungsrohre erneuert werden müssen. Das Abwasserrohr war schon komplett durchgerostet und es blieb nicht mehr viel bis zum großen Durchbruch im Keller. Am besten noch direkt nach dem wir ihn neu gestrichen hätten. „Den Scheiß kann ich nicht gebrauchen.“ ,denke ich mir. Björn und ich sind uns dann ziemlich einig, dass alles, was neu muss, auch neu gemacht wird oder wir wenigstens für alles Angebote und Vergleichsangebote einholen und mal überschlagen, wo wir damit liegen.
Überdies fallen auch noch kleinere Schönheitsarbeiten an, wie die Erneuerung der Böden und das nächste große Thema, die Verkleidung der Wände mit Rigips. Da wir ein Holzständerhaus haben und unsere Wände auch aus Holz bestehen und die Tapeten und Farben im Laufe der letzten Jahre direkt auf die Holzwände geschichtet wurden, war es ein Ding der Unmöglichkeit diese von den Wänden zu kratzen. Daher haben wir auch die Wände erneuert. Zu guter Letzt musste dann auch der kaputte Estrich ersetzt werden und weil das Haus am Ende einem Neubau gleicht, haben wir beschlossen auch alle Innentüren und die Haustür zu tauschen. Also, wer behauptet, dass eine Sanierung einem Neubauvorhaben gleicht, hat nicht Unrecht und nur weil das Reihenhaus klein sein mag, ist es nicht mit weniger Arbeit gleichzusetzen. Etwas Gutes hat es aber schon. Die Fassadenerneuerung beim Reihenmittelhaus betrifft nur die Vorder- und Rückseite. Ein weiterer Punkt ist auch, dass im Gegensatz zu einem Neubau die Wände schon stehen und man die Räume begehen kann, sodass man kein ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen benötigt und sich vorstellen kann, wie die Räume wirken werden. Einen gewissen Spielraum hat man natürlich und kann die ein odere andere Wand öffnen oder versetzen, aber im Grunde sind die Maße schon vorgegeben.